1. Kapitel

 

Ihr Fötzchen kochte. Die schleimige Blutspur zog sich von Marrakesch bis Bangkok, wo sie breitbeinig auf dem belebten Marktplatz zu liegen kam. Mit letzter Kraft hauchte sie, deren geile Stimme bebte: „Ich bin schwanger!“

Schlagartig leerte sich der Marktplatz.

 

Roger Madison, einst gefeierter Bestseller-Autor von wirklich tiefgründigen Romanen wie Sternenfunkeln hinter Glas, schluckte und legte das Blatt zur Seite. Das war kein Anfang, nicht einmal ein Ende, höchstens das Ende der Literatur, aus deren Kadaver sich der Leib der Hure Babylon erheben wollte. Schlecht war kein Adjektiv, das irgendwie passen wollte. Übel … ihm wurde übel, ja. Aber wie konnte man das da auf dem Blatt nur nennen? Das war nichts, und doch war es geschrieben. Mit einer Schreibmaschine, ohne Korrekturen. Also in voller Überzeugung und deutlich als Endpunkt eines Prozesses der Überlegung. Er blätterte etwas durch den Stapel Papier. Es ging immer so weiter. Da kamen nur die Worte Fotze, Schwanz und Fick – die aber in allen Variationen, Schönberg würde seinen Hut ziehen und sich so tief verbeugen, dass die Stirn den Boden berührte – vor, verbunden mit Belanglosigkeiten und Ekelhaftem, beides wollte noch unwichtiger erscheinen, als es die Kopulationsbeschreibungen schon waren, die manchmal eine sehr blumige Sprache bemühten, welche fast an den Rand der Metapher reichen wollte, ohne es freilich zu vermögen. Immer nur das, und kaum Abwechslung. Stellungswechsel, das ja. Damit war aber der Zenit inhaltlicher Kreativität auch schon erreicht. Also einfallslos und damit schlecht. Doch woher kam diese unsägliche Ansammlung an verschwendetem Papier, die sorgsam gestapelt auf seinem Schreibtisch gelegen hatte? Es war doch sein Schreibtisch, oder?